Wenn wir meditieren, üben wir für den Alltag. Wir sitzen da und lassen einen Raum in uns und um
uns herum entstehen, der klar und offen und freundlich ist. Und was auch immer
darin auftaucht, wir lassen es da sein. Es ist ja schon da. Wir lassen keinen
Widerstand zu, sondern öffnen uns dieser Erfahrung. Die Empfindungen werden
kommen und gehen, und wir erkennen, dass wir uns nicht wegen jeder Kleinigkeit
eine Rüstung anziehen müssen, um unser Herz zu schützen. Wir erkennen, dass wir in genau dieser Offenheit
und Unerschrockenheit bleiben können.
Wenn wir regelmäßig mit uns selbst sitzen,
lernen wir uns gut kennen. Wir erfahren wie stark und wie verletzlich wir zugleich
wir sind. Wir lernen, uns mit unserem warmherzigen, mutigen, unverwundbaren
Krieger in uns zu verbinden.
Und wenn dann im Alltag eine schwierige
Situation eintritt, wir allein und missmutig zu Hause sitzen oder unterwegs
sind und blöde angemacht werden, oder unser Partner oder Kind uns provoziert –
dann sind wir in der Übung. Wir können uns immer besser mit diesem weiten Raum
connecten und mit dem Mut und der Offenheit, dem weichen Herzen.
Oft haben wir das Gefühl, wir machen diese
Übung für die anderen. Die sind fies und
doof und laufen herum wie ein wandelndes Schlachtfeld – und ich soll mein Herz
öffnen? Wir machen diese Übung für uns! und für die gesamte Menschheit. In dem Moment,
wenn wir anders reagieren, verändert sich die gesamte Atmosphäre. Auch für den
anderen oder Menschen die ebenfalls betroffen sind, verändert sich etwas, wenn
wir nicht wie üblich wegrennen oder zurückschlagen. Auch alle anderen erfahren
etwas von dem weiten Raum, den wir kreiert haben. Durch Meditieren leisten wir einen Beitrag zum Frieden in uns und danmit in der Welt.
Text nach Pema Chödrön
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