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Das Leben in seiner Tiefe annehmen

"Es geht ja nicht darum, stundenlang reglos auf einem Kissen zu sitzen. Achtsamkeit heißt, sich nicht ständig von Begierden und Ängsten treiben zu lassen, sondern sich der Realität mit Offenheit, Mitgefühl, Toleranz, Geduld und Akzeptanz zuzuwenden – so gut es eben geht. Das hat nichts mit Resignation oder passivem Gutheißen zu tun.

Es geht eher um eine grundlegend andere Perspektive auf die Welt: Statt nur um unsere eigenützigen Interessen, Verluste und Aversionen zu kreisen, weitet man den Blick fürs große Ganze. Es geht darum, das Leben in der Tiefe anzunehmen; sich den unvermeidbaren Aspekten des Lebens zuzuwenden. Diese Zuwendung zu oft schwierigen, schmerzlichen Erfahrungen kann nicht gelingen, ohne dabei ein gewisses Maß an Geduld, Gleichmut, Mitgefühl und sogar Mut zu entwickeln. Vor allem diese ethischen Qualitäten sind es, die dazu beitragen, sich selbst und anderen Menschen offener und freundlicher zu begegnen. Und das kann sehr heilsam sein."  

Paul Grossman in "Die Zeit", 2013

Grossmann ist Forschungsdirektor der Abteilung für Psychosomatische Medizin der Universitätsklinik Basel und Direktor des Europäischen Instituts für Achtsamkeit in Freiburg i.Br.

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